Mobilität und Schnelllebigkeit erhöhen die Anonymität unter Nachbarn. Denn wer kennt heutzutage noch wirklich seine Nachbarn? Wahrscheinlich die Wenigsten! Für Menschen, die aus eher ländlichen Gegenden kommen, erscheint dieser Zustand erschreckend. So ist es dort nach wie vor üblich „die Neuen“ in der Nachbarschaft persönlich willkommen zu heißen. Im extremen Gegensatz dazu, findet das Leben in den Städten oft eher nebeneinander als miteinander statt.
Vieles liegt durchaus an der heutigen Schnelllebigkeit. Wer weiß, dass er nur ein oder zwei Jahre in einer Stadt bleibt, macht sich meist nicht die Mühe, ein gutes Verhältnis zu den Anliegern aufzubauen, selbst wenn man es eigentlich schätzt.
Heutzutage ist man zwar virtuell – über die sozialen Netzwerke – überall auf der Welt unterwegs und folgt den Stars über Facebook, Instagram & Co. zu den entlegensten Flecken der Welt aber im realen Leben traut man sich dennoch nicht, den Schritt vor die Tür des Hausgenossen zu wagen.
Mit diesem Trend wird gegen die zunehmende Anonymisierung gekämpft:
Man kann die neuen sozialen Netzwerke auch nutzen um die Stadt wieder zum Dorf zu machen. Echte Nachbarn mit echten Namen lernen sich kennen, tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig. Wieder ein Trend aus den USA, denn dort wurde bereits 2010 eine Plattform für Nachbarn gegründet, welche bereits über 100.000 Gemeinschaften verwaltet und eine Flut an positivem Feedback hat.
Somit ist die Idee nicht ganz neu. Deutsche Start-ups wollen jetzt ebenfalls Nachbarn online vernetzen, denn sie sind davon überzeugt, dass es in der heutigen Zeit unbedingt ein digitales Netzwerk braucht um Nachbarn kennenzulernen. Es klingt zwar absurd, aber die Realität spiegelt es leider immer wieder, dass wahre Gemeinschaft in vielen Gebieten gar nicht mehr existiert.
Es wäre somit schade, nicht die neue Technologie zu nutzen, um genau diesen Missstand zu ändern. Nachbarn gehen online, damit sie sich offline besser kennenlernen! Dadurch erhalten diese Netzwerke einen wirklichen Nutzen für unsere reale Welt.
Grillfeste planen, Werkzeug ausleihen, Babysitter suchen
Wie funktionieren diese Netzwerke!? Anlieger können ein Profil anlegen um Hilfe anzubieten, Dinge zu verleihen oder zu verkaufen, Erfahrungsberichte auszutauschen und um sich zu verabreden. Dadurch können ganz leicht gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Kochabende, Motorradausflüge, Grillfeste oder gemeinsame Einkäufe geplant werden.
Die Profile und Online-Streams zeigen an, welcher Nachbar momentan eine Bohrmaschine oder einen Hochdruckreiniger benötigt, eine große Wandertour plant oder dringend einen Babysitter benötigt. Die Netzwerke zielen darauf ab, dass Fremde wieder enger zusammenrücken und dadurch echte Gemeinschaften entstehen – um miteinander zu feiern und einander zu helfen. Und das Ganze nicht virtuell sondern im realen Leben. Durch die Nachbarschaftsnetzwerke erhält jeder Anwohner die Möglichkeit die Gemeinschaft aktiv mitzugestalten und sich dort positiv einzubringen.